Ich und das andere Ende der Welt
Felix Riegler
Ausschlaggebend war eigentlich unsere Irlandreise der 7. Klasse im BORG im Sept/Okt 2019, um mich für ein Auslandsjahr zu entscheiden. Ich merkte, dass es mir einfach Spaß macht, Englisch zu sprechen, und dass ich andere Kulturen und Neues gerne kennenlerne, wusste ich sowieso schon.
Da galt es also nur eine geeignete Organisation zu finden, meine Eltern zu überzeugen und das nötige „Kleingeld“ aufzutreiben. Eigentlich wollte ich ja nach Amerika, um dort meinen Schulabschluss zu machen – bin aber rückblickend sehr froh, mich für Study Nelson als unterstützende Organisation entschieden und Neuseeland zum Land meiner Wahl gemacht zu haben.
Was waren also die ersten Schritte, um einen Platz in einer Schule in Neuseeland zu bekommen:
- Ausfüllen von vielen Formularen mit Selbstcharakterisierungen, Beschreibung von der Familie und Aufzählen eigener Hobbys – das ist wichtig, denn nach diesen Kriterien wird eine geeignete Gastfamilie ausgesucht (Internat ist auch eine Möglichkeit)
- Auswählen der Schule, die man besuchen möchte – Nord oder Südinsel, Stadt oder kleineres Dorf, Bildungszweig Science, Art, History und vieles mehr.
- Auswählen der gewünschten Fächer – dazu komme ich später noch
- Einzahlen des Geldbetrages für 1 oder 2 Terms oder auch 4 Terms
- Beantragen des Visums
- Warten, ob alles klappt
Meine Reise begann am 19.01.2020 – Der Flug dauerte unendlich lange. Wien – Frankfurt, Frankfurt – Singapur mit 14 Stunden Aufenthalt in Singapur.
Weiter ging‘s von Singapur nach Melbourne und von dort nach Wellington, insgesamt 42 Stunden. Aber die Ankunft in Wellington und der Strandspaziergang entschädigten sofort für die lange Flugzeit.
Meine Schulwahl fiel auf das Otaki College: Otaki ist ein kleiner Ort auf der Nordinsel in der Nähe von Wellington, nahe am Meer – ich wollte unbedingt surfen lernen. Die Wahl der Gastfamilie bescherte mir Lana und Savas Eleftheriadis – eine griechische Familie – wahrscheinlich wollte es Göttervater Zeus so – und einen Gastbruder, 27 Jahre, und eine Gastschwester mit 30 Jahren. Es wurde auch noch ein zweiter Schüler in der Familie aufgenommen, Ayumu aus Japan, leider blieb er nur bis Anfang April.
Da in Neuseeland das Schuljahr im Jänner beginnt und ich im BORG das erste Semester der 7. Klasse besucht hatte, stieg ich in NZ gleich ins Year 13, letztes Jahr, ein. Im Year 13 konzentriert man sich nur mehr auf die Abschlussfächer, die man in den letzten 3 Jahren auswählt. Im Year 12 hat man noch 6 Fächer, im Year 13 nur mehr 5 und natürlich nimmt man die Fächer, die einen am meisten interessieren, um seine Stärken zu beweisen. Eine kleine Bemerkung: Als Deutscher oder Österreicher musst du Deutsch dazu nehmen.
Das Schuljahr ist in 4 Terms eingeteilt, jeweils mit 2-3 Wochen Ferien dazwischen, Schulstart ist um 8:45 Uhr und man geht immer zu der jeweiligen Klasse, wo das Fach, das man besuchen will, stattfindet. Man hat also immer unterschiedliche Klassenkollegen. Das College war bei mir in 4 Häuser eingeteilt – wie bei Harry Potter – und es gibt Wettkämpfe zwischen den Häusern. Die sportlichen Anlagen befinden sich bei jedem College auf dem Campus.
Meine Fächerwahl fiel auf: Deutsch, Englisch, Mathe, Biologie und Chemie
Am Anfang hatte ich auch noch Outdoor Education, (da lernst du Kajak fahren, surfen, klettern oder überleben in der Wildnis ,….) – ja es ist ein Schulfach, leider musste ich dieses Fach aber nach Term 2 abbrechen, um mehr Zeit zum Lernen zu haben. Es gibt wirklich eine große Auswahl an Fächern – ein Freund von mir besuchte den Kurs Schafaufzucht und Zerlegung.
In Neuseeland zur Schule zu gehen macht unheimlichen Spaß – es wird sehr viel Wert auf die Ziele, Charaktereigenschaften und Interessen jedes Einzelnen gelegt. Jeder wird so gefördert, dass er Spaß an der Schule hat – und schon früh wird Wert auf besondere Interessen gelegt, um den gewünschten Berufsweg in der Zukunft verfolgen zu können.
Es hat einige Zeit gedauert, das Notensystem in NZ zu verstehen. Eigentlich gibt es nur 4 Noten: Exellence – Ausgezeichnet, Merit – Gut, Achieved – Bestanden und Not Achieved. Während des Jahres gibt es in jedem Fach Internals, das sind kleinere oder größere Projekte mit Internetrecherchen, die schriftlich abzugeben sind, ungefähr so wie kleine VWAs bei uns. In den Sprachen Deutsch, Englisch oder Maori z.B. muss man teilweise Referate digital aufzeichnen und abgeben. Diese Internals werden an der Schule von den eigenen Lehrern beurteilt und man bekommt Punkte dafür. Im Jahr kann man so bis zu 130 Punkten sammeln, pro abgegebener Arbeit zwischen 3 und 5 Punkten. 80 Punkte sind notwendig, um den Abschluss zu schaffen. Am Ende von Year 13 gibt es die Externals – diese werden extern bewertet. Um auf einer Universität angenommen zu werden muss man in gewissen Fächern eine Mindestpunktezahl erreichen und das Ganze am besten noch in Excellence. Nun aber genug über die Schule.
Ich war auf der Nordinsel, in der Nähe von Wellington, das Wetter war dort sehr angenehm, ich brauchte nie eine dicke Jacke, aber es war immer sehr windig. Die Neuseeländer sind sehr freundliche Leute und Markenklamotten spielen dort überhaupt keine Rolle – vielleicht auch deshalb, weil man in der Schule eine Schuluniform anhat.
Es werden viele Freizeitaktivitäten angeboten: Bungee-Jumping, Schwimmen mit Delphinen, Surfen – Ich entschied mich für Skateboarden – für Skateboarder ist Neuseeland ein Paradies. Es gibt in jedem Dorf einen coolen Skatepark.
Ich hatte ein tolles Jahr, gewann neue Freunde, lernte verschiedene neue Kulturen kennen, eignete mir Englisch mit neuseeländischem Slang an, lernte, wie man selbst Wäsche wäscht und sich vieles selber in einem fremden Land organisieren muss.
Falls ihr auch so coole Eltern habt, die euch einen Auslandsaufenthalt ermöglichen, nutzt eure Chance. Dies ist eine Erfahrung, die euch niemand mehr nehmen kann. Danke auch für die Unterstützung durch alle ProfessorInnen und die Direktion des BORG Kindberg.
Falls ihr Fragen habt, könnt ihr euch jederzeit bei mir melden: rieglerfelix16@gmail.com
Euer Felix